Therapeutisches Reiten
Unterschiedliche Arten einfach erklärt
Was ist Therapeutisches Reiten?
Unter dem Begriff Therapeutisches Reiten werden verschiedene ambulante Angebote verstanden, bei denen mit Hilfe des Pferdes der Mensch in seiner Entwicklung unterstützt und gefördert oder in einer schwierigen Lebenssituation therapiert und begleitet wird.
Hippotherapie
Bei der Hippotherapie handelt es sich um eine physiotherapeutische Einzelbehandlung, bei der die Übertragung der Schrittbewegung des Pferdes auf den Menschen genutzt wird. Dabei geht es im besonderen um die Förderung von Menschen mit besonderen körperlichen Bedürfnissen. Die Hippotherapie wird von einem Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung durchgeführt.
Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd
Sie umfasst Maßnahmen zur ganzheitlichen und individuellen Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit dem Pferd. Die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd wird durchgeführt von Erziehern, Sozialpädagogen, Heilpädagogen und Psychologen mit entsprechender Zusatzausbildung.
Reiten als Sport für Behinderte
Hier wird der Reitsport von Menschen mit einer Behinderung ausgeübt, die mit besonderen Hilfsmitteln im Reitunterricht oder an Turnieren teilnehmen. Dieser Bereich wird von Reitlehrern oder Sportlehrern mit Zusatzausbildung durchgeführt.
Psychotherapeutisches Reiten
Psychotherapeutische Methoden werden von ausgebildeten Psychotherapeuten oder Psychologen mit Zusatzausbildung auf und am Pferd angewendet. Ziel ist, Menschen mit psychischen Erkrankung zu unterstützen und zu therapieren.
Ergotherapeutisches Reiten
Beim ergotherapeutischen Reiten werden Menschen jeden Alters, die durch Krankheit oder Unfall in ihrem beruflichen oder privaten Alltag vorwiegend oder dauerhaft eingeschränkt sind mithilfe des Pferdes gefördert. Ergotherapeuten mit Zusatzausbildung bieten diese spezielle Form der Förderung an.
Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd im Therapeutischen Reiten
Die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd, ist eine ganzheitliche Methode, bei der Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhtem Förderbedarf einzeln oder in Kleingruppen nach einer individuellen Therapieplanung gefördert werden. Das Besondere dieser Förderung ist, dass die Pferde einen hohen Aufforderungscharakter haben. Der Klient erlebt diese Therapieform in der Regel nicht als Therapie, sondern ist mit viel Motivation mit seinem Pferd bei der Sache. In der Förderung mit dem Pferd werden alle Sinne angesprochen. Pferde gehen aufgrund ihres neugierigen Wesens vorurteilslos auf die Menschen zu, egal aus welchem Kontext der Mensch gerade kommt. Pferde leben im Hier und Jetzt und fordern dies auch von den Menschen ein, die mit ihnen zu tun haben. Die Arbeit mit und auf dem Pferd stärkt die Menschen in ihrem Selbstbewusstsein – sie erleben eine Steigerung ihrer Lebensqualität. In diesem Bereich arbeiten ausgebildete Fachkräfte wie Pädagogen, Sozialpädagogen sowie Erzieher mit Zusatzausbildung.
Wirkung des Pferdes
Bei der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd nutzen wir verschiedene Aspekte für die Arbeit mit dem Pferd.
Das Pferd trägt und bewegt
Beim Reiten findet ein besonderer Bewegungsdialog zwischen dem Körper des Menschen und dem des Pferdes statt. Für viele Klienten ist das Getragen werden eine entspannende Erfahrung. Beim Reiten durch den Wald oder bei Trab und Galopp entsteht ein Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit.
Das Pferd als soziales Wesen
Pferde sind Herdentiere und haben die Fähigkeit mit anderen Lebewesen in Beziehung zu treten. Sie sind Meister im Lesen der Körpersprache und reagieren darauf. Der Reitpädagoge achtet auf die Interaktion zwischen Menschen und Pferd und fungiert als Übersetzer.
Das Pferd in seiner natürlichen Umgebung
Artgerechte Pferdehaltung ist sehr wichtig, damit die Therapiepferde physisch und psychisch gesund bleiben. Sie brauchen ihre Artgenossen und viel Bewegungsraum. Mit dem Pferd werden die Jahreszeiten und die Natur intensiv erlebt.
Therapiebetriebe
Finden Sie einen passenden Pädagogen in Ihrer Nähe, schildern Sie Ihr Anliegen und machen Sie einen ersten Kennenlerntermin aus. Dabei wird schnell klar, ob der Hof, die Pferde und die Therapeutin für Sie passen!
Ziele der Förderung
Die ganzheitliche Förderung mithilfe des Pferdes steht im Mittelpunkt der Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd. Unterschiedliche Zielsetzungen werden in einer individuellen Therapieplanung gemeinsam mit dem Klienten oder deren Eltern erarbeitet und evaluiert.
Mögliche Förderschwerpunkte können sein:
- Koordination, Gleichgewicht, Grob- und Feinmotorik (motorischer Bereich)
- Verbale und nonverbale Kommunikation, Beziehungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Verantwortung (sozialer Bereich)
- Sprachanbahnung, Sprachförderung (sprachlicher Bereich)
- Handlungsplanung, Konzentration und Ausdauer, Selbstwirksamkeit, Reflexion (kognitiver Bereich)
- Umgang mit Gefühlen wie Angst, Aggression, Trauer etc. (emotionaler Bereich)
Zielgruppe der Förderung
Die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd richtet sich vor allem an Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Förderschwerpunkten, die bei folgenden Diagnosen vorkommen können. Die Heilpädagogische Förderung kann auch zum Stärken und Stabilisieren in schwierigen Lebenssituationen präventiv eingesetzt werden.
- Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS)/Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS)
- Autismus-Spektrum-Störung (ASS)
- Anpassungsstörungen / Traumatisierungen
- Bindungsstörungen
- Genetische Erkrankungen
- Emotionale Störungen des Kindesalters
- Entwicklungsstörungen im Bereich der Sprache/des Sprechens, im Bereich schulischer Fertigkeiten, im Bereich der Motorik
- Enuresis/Enkopresis
- Erschöpfungssyndrom, Burn Out
- Essstörungen
- Intelligenzminderung (Geistige Behinderung, Lernbehinderungen)
- (Selektiver) Mutismus
- Störungen/Schwierigkeiten in der Aufnahme und Gestaltung von Beziehungen
- Störungen des Sozialverhaltens
- Sinnesstörungen
- Wahrnehmungsstörungen